Das Obere Schloss (Rathaus) in Schmidmühlen
von Josef Popp (aus Mittelbayerischer Zeitung vom 20.08.2005)

Der Markt Schmidmühlen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die sicher auch von Tiefen, aber vor allem auch durch wirtschaftliche und kulturelle Glanzeiten geprägt ist. Diese Geschichte spiegelt sich heute noch in den vielen, teilweise sehr imposanten Häusern und Anwesen wieder. Quasi ein magisches Dreieck im Ortskern bilden die drei Schlösser: das Obere Schloss, das Hammerschloss und das Zieglerschloss. Bereits die erste urkundlichen Nennung im Jahre 1010 zeugt von wirtschaftlicher Emsigkeit.

Schmidmühlen war um 1000 nach Christus im Besitz der Marktgrafschaft von Hohenburg. 1010 wird von einer Ladestätte (Anlegestelle für Schiffe) am Fluss „Vilsia ge smidimulni“ berichtet. Der Name lässt den sicheren Schluss zu, dass hier eine Schmiedemühle stand. Bereits zu dieser Zeit war Schmidmühlen an ein weitverzweigtesHandelsstraßennetz angebunden. Immerhin führte die wichtige Bayerische Eisenstraße durch Schmidmühlen und somit am Hafen vorbei. Dieser durchaus große wirtschaftliche Aufschwung im frühen Mittelalter ließ es so manchen rührigen Handwerker, aber auch den Ort, zuReichtum bringen. Das Marktwappen mit Mühlrad und Hammer erschien erstmals 1311 als Schildbild des Reimbot von Schmidmühlen, einem der Besitzer des Oberen Schlosses. 1270 wurde Schmidmühlen zum Markt und gleichzeitig zum Amt erhoben.

Ein wirtschaftlich derart bedeutender Ort musste natürlich auch geschützt und verwaltet werden. Auf diese Begebenheitdürfte wohl die Gründung und Erbauung des Oberen Schlosses zurückzuführen sein. In Schmidmühlen gab es früher zwei Adelssitze: einer befand sich im Hammerherrenschloss, der zweite im Oberen Schloss. Dies hatte zur Folge, dass es über Jahrhunderte viele Adelige gab, die auch in der Ortschaft, vor allem in der Pfarrkirche und in derFriedhofkirche ihre letzte Ruhestätte fanden. 

Ursprünglich befand sich an der jetzigen Stelle des Oberen Schlosses eine Wasserburg. Auf der Burg selbst saßen bis 1270 Ministeriale der Hohenburger Grafen, dann wurde sie wittelbachisch. Etwa um 1353 erfolgte durch den letzten Schmidmühlner (Karl von Schmidmühlen) entweder ein Neubau oder eine umfangreiche Neugestaltung. Das heutige Schloss ist um 1600 durch Hans Jakob Hausner von Winbuch erbaut worden. In diesem Schloss befand sich auch im Erdgeschoß eine kleine Kapelle, die jedoch bereits vor langer Zeit zugeschüttet und zugemauert wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten immer wieder die Besitzer. Bei einer wissenschaftlichen Erfassung um 1900 war das obere Schloss unbewohnt. Es diente, so der Bericht, seit vielen Jahrzehnten zur Aufbewahrung von Hopfen und Getreide. 1919 verkaufte es Josef Rubenbauer an einen Nürnberger Architekten mit Namen Jakober, der es wieder gründlich renovierte und bewohnbar machte. Im Jahre 1937 ging es in den Besitz der Marktgemeinde Schmidmühlen über. Das Schloss wurde anschließend als Rathaus verwendet. Während des Zweiten Weltkrieges und danach hatte das Obere Schloss unter derEinquartierungen durch die Besatzungsstreitkräfte schwer gelitten.So wurde im zweiten Stock ein wertvoller Keramikofen zerstört. In dieser Zeit des 2. Weltkrieges war auch der Kindergarten und von 1947 bis 1960 zwei Klassen der Volksschule im Schloss untergebracht. Von 1977 bis 1980 erfolgte eine gründliche Restaurierung, bei der nicht nur das Schloss selbst, sondern auch der Schlossgarten sein Gesicht veränderte. Seit der Nachkriegszeit dientdas Schloss dem Markt Schmidmühlen als repräsentatives Rathaus. 

Im Oberen Schloss ist oben im Turm ein runder, mit Blumen und Rosetten bemalter Plafond, der von einer zierlichen Holzsäule gestützt wird. Das gesamte zweite Obergeschoß gehört durch seine Ausstattung zu den interessantesten Resten der deutschen Renaissance. Was zwei Jahrzehnte früher in dem herzoglichen Schloss Trausnitz in Landshut in umfangreichen Maße auf dem Gebiet der profanen Wandmalerei geleistet wurde, wiederholt sich im Oberen Schloss im kleinen.
 
 

Die Besitzer

1142 – 1147            widerrechtliche Besetzung durch den Regensburger Burggrafen 

Otto Boliz und seine Söhne

1166 –1170             Ernst von Schmidmühlen

1179 – 1191                        Reginbot von Schmidmühlen

1242                          Reimboto von Schmidmühlen

1263                          Otto von Schmidmühlen

1270 – 1284            Eberhard von Schmidmühlen – Jakobäa von Sinzenhofen,

                                   Eltern des Abtes Albert von Emmeram zu Regensburg

1328   - 1348            Karl und Hugo von Schmidmühlen, Brüder des Abtes

1352 – 1356            Karl von Schmidmühlen, Sohn des vorstehenden Karls

1363                          Ulrich und Hans Ettenstetter, Brüder

1367                          Ulrich Wolf von Nabburg, Richter zu Rieden

1407                          Georg Ettenstetter

1463                          Lienhard Haug

1514 - 1532              Heinrich Alberger, Vinzenz von Würzburg

1546 - 1551              Wilhelm Hausner von Winbuch

1552 – 1555            Mathäus Hausner von Winbuch

1595 – 1614             Georg Hausner von Winbuch, Pfleger zu Regenstauf, Erbauer des jetzigen Schlosses

1614 – 1655            Hans Jakob, Ludwig und Bartholome Hausner von Winbuch

                                   (Brüder, gemeinsamer Besitz)

1655Christoph von Kürmreuth

1676 – 1720             Wilhelm Franz Freiherr von Spiering, Herr von Fronberg, auch von Bergheim, kurfürstlicher Rat, Kämmerer

1720                          Carl Wilhelm Freiherr von Spiering 

1746 – 1767            Carl Lorenz Wilhelm Freiherr von Spiering

1775 – 1777                        Maximilian Karl Freiherr von Spiering

1777 – 1803                        Adeliges Damenstift Niedermünster zu Regensburg

1829                          Michael Schmid, Rösslwirt und Posthalter

1866                          Isidor Rubenbauer, Rösslwirt und Posthalter

                                   Josef Rubenbauer

1919                          Architekt Jakober

                                   Baron von Clanner Engelzhofen aus Prag

1923                          Ferdinand Eichenseer 

1937                          Markt Schmidmühlen


 
 
 

Das Obere Schloss in den 50er Jahren...

...und so präsentiert es sich dem Betrachter im Jahr 2005

siehe auch weiteren Bericht